Messung
Eine weitere Kenngrösse, die für die Therapie wichtig ist, ist die Muskelspannung.
Eine zu hohe Muskelspannung, wird subjektiv als Muskelverspannung oder Muskelverhärtung erlebt und ist oft der Hauptgrund für einen Therapiebesuch.
Generell wird die Muskelspannung permanent während einer Behandlung palpatorisch beurteilt, aber zu Dokumentations- oder Feedbacks Zwecken, kann sie auch gemessen werden.
Messung
Wir messen die Muskelspannung mit dem Myoton Pro Messgerät, welches auch als digitale Palpation bezeichnet wird.
Über einen mechanischen Präzisionsimpuls wird die dynamische Gewebeantwort in Form von physikalischen Verschiebungs- und Oszillationsbeschleunigungssignalen aufzeichnet und daraus die Parameter zur Charakterisierung des Spannungszustands, der biomechanischen und viskoelastischen Eigenschaften berechnet.
Schnelle und präzise Messung der Muskelspannung
Verlaufs- und Erfolgskontrolle der Behandlung
Feedback als Patienteninformation
Dokumentation
Warum ist die Messung der Muskelspannung notwendig?
Myoton ist führend in der nicht-invasiven und kostengünstigen Bewertung von biologischen Weichgeweben im Einklang mit den Prinzipien der Prävention und evidenzbasierten Untersuchung.
Die Messung des Tonus und der biomechanischen Eigenschaften ist für die Beurteilung der Muskelkonditionierung und -entspannung unerlässlich. Die Beurteilung der Entspannung ist wertvoll bei neurologischen und Schmerzerkrankungen, eingeschränktem Bewegungsumfang, Muskelverletzungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen und Alterung.
Myoton-Parameter innerhalb eines optimalen Bereichs liefern einen hervorragenden Hinweis auf den Gesundheitszustand des Gewebes!
Was genau ist Muskelspannung?
Generell muss bei einer Messung beachtet werden, dass die Muskulatur so entspannt wie möglich ist. Dies kann erreicht werden, wenn die Körpersegmente, die von der Muskulatur überspannt oder verspannt werden, so gelagert werden, dass sie nicht mehr an den Muskeln hängen.
Dabei sprechen wir von der Parkierfunktion der Segmente.
Dies ist ein häufiger Fehler in der Praxis, wenn das bei der Beurteilung, auch der manuellen, nicht beachtet wird. Denn ein gewisses Mass an Muskelspannung ist normal.
Man spricht vom Haltetonus der Muskulatur, der die Einnahme einer bestimmten Körperhaltung oder das Ausführen einer Bewegung erst erlaubt. Hätte man keine Muskelspannung, wäre man total ent-spannt, würde man in sich zusammenfallen. Muskelspannung ist also normal.
Da Vinci hat diese normale Spannungs- oder Verspannungs-funktion schon vor Jahrhunderten erkannt und in diesem bekannten Bild so dargestellt:
Deshalb spricht man auch nicht von entspannter Muskulatur, sondern von einem Spannungszustand der Muskulatur, welcher euton ist, von griech. eu = gut/wohl und griech. tonos = Saite, Gurt, Seil, womit eine ausgeglichene Wohlspannung gemeint ist. Diese wiederum ist immer auch abhängig von der Aktivität der Muskulatur, hier spricht man von ökonomischer Aktivität, welche immer gerade so hoch sein soll, wie es die Umstände erfordern, nicht zu wenig und nicht zu viel.
Beschreibung
Das Messen der Muskelspannung
Im Zusammenhang mit der Körperhaltungsanalyse wird beurteilt, wie sich die jeweilige individuelle Anordnung der Körpersegmente – die Haltung, auf den Spannungszustand der Muskulatur auswirkt. Bereits der Begriff Haltung impliziert, dass etwas gehalten werden muss.
Bei einer idealen, lotrechten Körperhaltung sind die Körpersegmente annähernd übereinander angeordnet, so dass ein Grossteil der Stabilität über die stützenden Strukturen des Skelettes garantiert wird und die Halteaktivität der die Segmente haltenden Muskulatur, minimal ist.
Sind die Segmente jedoch in irgendeiner Richtung gegeneinander verschoben, entstehen grössere Drehmomente, welche eine Erhöhung der Aktivität der gegenhaltenden und somit stabilisierenden Muskulatur erfordert. In der Functional Kinetics spricht man von fallverhindernder Aktivität der Muskulatur. Diese fallverhindernde Aktivität tritt auch bei diversen Bewegungen auf, ganz besonders bei Hink Bewegungen.
Unter pathologischen Umständen kann der Spannungszustand der Muskulatur erhöht sein = Hypertonie, aber auch erniedrigt sein = Hypotonie. Deshalb muss bei der Beurteilung des Spannungszustandes berücksichtigt werden, welche Pathologie vorhanden ist, weil in solchen Momenten eine Verspannung normal sein kann.
So werden beim einem Gelenkreizzustand, bspw. bei einer aktivierten Arthrose, immer auch Muskeln in einen erhöhten Spannungszustand versetzt, die die schmerzhaften Bewegungen einschränken und so das Gelenk schützen. Andere Muskeln wiederum werden in ihrem Zustand reduziert, wodurch schmerzhafte Aktivitäten gedrosselt werden.
Bei Erkrankungen der inneren Organe, bspw. bei einem gereizten Blinddarm, wird die Bauchmuskulatur hyperton, so dass jegliche Bewegung des Rumpfes blockiert wird und kein Zug oder Druck den Reizzustand erhöhen kann.
Dann gibt es noch den altbekannten Stress. Stress bedeutet schon vom Begriff her Spannung. Menschen, die unter erhöhtem negativ empfundenem Stress leben = Distress vs Eustress, haben ebenfalls eine erhöhte Muskelspannung. Deren Psychotonus ist zu hoch.
Die Messung mit Myoton Pro
Folgende 5 Parameter werden gemessen:
1. Die Spannung = Tonus
Die Oszillationsfrequenz [Hz] charakterisiert die intrinsische Spannung biologischer Weichteile auf zellulärer Ebene.
Dies Oszillationsfrequenz charakterisiert den Tonus der oberflächlichen Skelettmuskulatur in ihrem passiven oder ruhenden Zustand ohne willkürliche Kontraktion (EMG-Signal stumm).
2. Die Steifigkeit
Die dynamische Steifigkeit [N/m] charakterisiert den Widerstand von biologischen Weichteilen gegen eine Verformungskraft. Der Begriff Dynamic Stiffness stammt von der dynamischen Messmethode, die in der Myton-Technologie angewendet wird. Das Gegenteil der Steifigkeit ist die Nachgiebigkeit.
3. Die Elastizität
Logarithmisches Dekrement [arb] charakterisiert die Dämpfung der Gewebe-schwingung. Je schneller die Gewebeschwingung nachlässt, desto höher ist die Verlustleistung der durch den Messimpuls induzierten mechanischen Energie.
Die Abnahme der natürlichen Schwingung des Gewebes beschreibt umgekehrt die Elastizität. Elastizität ist die biomechanische Eigenschaft von Weichgeweben, die die Fähigkeit charakterisiert, ihre ursprüngliche Form nach einer Verformung wiederherzustellen.
Je höher die Dekrementierung, desto geringer die Elastizität. Theoretisch stellt eine Dekrementierung von Null (0) die absolute Elastizität (keine Dämpfung) dar. Das Gegenteil der Elastizität ist die Plastizität.
4. Entspannung
Die mechanische Spannungsrelaxationszeit [ms] charakterisiert die Erholungszeit des Gewebes nach der Verschiebung.
Je höher die Spannung oder Steifigkeit eines Gewebes ist, desto schneller nimmt das Gewebe seine Form an, desto niedriger ist der Wert.
5. Creep
Das Verhältnis von Relaxationszeit- und Verformungszeit [arb] charakterisiert das Kriechen, die allmähliche Dehnung des Gewebes im Laufe der Zeit, wenn es einer konstanten Zugspannung ausgesetzt wird.
Je höher die Spannung, strukturelle Integrität oder Steifigkeit eines Gewebes ist, desto höher die Kriechfestigkeit, d.h., desto niedriger der Wert.
Muskeln, die gemessen werden können
Viele oberflächliche Muskeln, Sehnen und andere Weichteile können mit Myoton gemessen werden. Die folgende Liste enthält die relevantesten, die mit sportlicher Leistung, Verletzungen oder Erkrankungen verbunden sind und mit Myoton zugänglich sind.
Gesicht
Oberflächlicher Kaumuskel
Orbicularis oris
Hals
Semispinalis capitis
Sternocleidomastoideus
Rumpf & Schulter
Lumbaler Multifidius bei L4
Longissimus thoracis
Trapezius
Obere Extremität
Deltamuskel
Extensor digitorum
Brachioradialis
Bizeps brachii
Untere Extremität
Tibialis anterior
Aponeurosis plantaris
Achillessehn
Soleus
Gastrognemius lateralis
Gastrognemius medialis
Semitendinosus
Bizeps femoris
Ligamentum patella
Vastus lateralis
Vastus medialis
Rectus femoris