Analyse
Die Arbeitsbewegungsanalyse stellte eine wichtige Ergänzung für den Therapie- aber auch für den Trainingsprozess dar.
Nur wenn man die arbeitsbedingten Einflussgrössen auf das Bewegungsverhalten und damit eine weitere Ursache der Schmerzen kennt, können zielgerichtete Therapiemassnahmen bestimmt und eine gezielte Bewegungstherapie/Trainingstherapie durchgeführt werden.
Analyse
Idealerweise wird die Arbeitsbewegungsanalyse vor Ort durchgeführt, damit wir die realen Verhältnisse erfassen und dokumentieren können.
Das ist aber aus Zeit- und Kostengründen nur in Ausnahmefällen möglich, oder wenn die Analyse zur Schulung eines ganzen Betriebs verwendet werden kann.
Ansonsten lassen wir die Patienten sich an ihrem Arbeitsplatz und ihrer Tätigkeit mit ihrem Handy fotografieren oder filmen. Die wichtigste Fragen und notwendigen Masse werden mit einem Fragebogen und einer Checklist in Erfahrung gebracht.
Warum ist die Analyse der Arbeitsbewegung wichtig?
Die meisten Menschen kennen arbeitsbedingte Beschwerden am Bewegungsapparat, seien es Verspannungen im Nacken, Kopf- oder Rückenschmerzen, Schmerzen in den Handgelenken oder Ähnliches.
Meistens hängen diese mit den arbeitsplatzbedingten Zwangshaltungen und Zwangsbewegungen zusammen, die zur Überlastung von Muskeln und Gelenken führen können.
Beim Ausführen irgendeiner Tätigkeit entstehen immer Wechselwirkungen zwischen den Arbeitsverhältnissen, in denen eine Arbeitsbewegung ausgeführt werden muss und der Person, die diese ausführt.
Deswegen ist
- der eine Einflussfaktor, der untersucht werden muss, die Gestaltung des Arbeitsplatzes und
- der andere Faktor, die Art und Weise, in welcher Körperhaltung die Bewegungen wie ausgeführt werden.
Diese Faktoren werden bei der Arbeitsbewegungsanalyse untersucht.
Es kann durchaus sein, dass sich die jahrelang meistens unbewusst ausgeführten Bewegungen in der Art der Körperhaltung niederschlagen und sogar zur irreversiblen Deformation des Körpers führen.
Die Analyse der Körperhaltung kann solche Zusammenhänge aufzeigen, bewusst machen und über die Veränderungen der Arbeitsverhältnisse, über die Veränderung des Verhaltens eine Verbesserung erreicht werden.
Beschreibung
Details zur Arbeitsbewegungs-Analyse
Beispiel
Bei dieser jungen Patientin kann man sehen, dass die Rundrückenhaltung durch Ihre Arbeitshaltung unterstützt wird.
Wird diese nicht geändert, wird sich an dieser Problematik nichts ändern können.
Die Arbeitsbewegungsanalyse – ein systemischer Ansatz
Bei einer Arbeitsbewegungsanalyse muss das gesamte Arbeitssystem in all seinen Wechselwirkungen untersucht werden. Nur so können die relevanten Störfaktoren erkannt und verändert werden.
Der Systemgedanke wird mit diesem Cartoon dargestellt. Der Input wird mittels Putput zum gewünschten Output verarbeitet.
Uns interessiert das „Putput“, die Verarbeitung des Inputs zum Output.
Das Arbeitssystem
Systemelemente
- Die Arbeitsaufgabe ist eine Aufforderung an Menschen, Tätigkeiten auszuüben, die der Zielerreichung dienen. Sie kennzeichnen der Zweck des Arbeitssystems
- Der Mensch, der Arbeiter, der Mitarbeiter ist die Kapazität des Systems, der gemäss der Arbeitsaufgabe den Input in den Output umwandelt/verändert, indem er auf den Arbeitsgegenstand einwirkt.
- Diese Einwirkungen bestehen aus diversen (n) Tätigkeiten, die aus bestimmten Arbeitsstellungen in Form von Arbeitshaltungen (Statik) und Arbeitsbewegungen (Dynamik) heraus verrichtet werden.
- Als Betriebs- oder Arbeitsmittel im weitesten Sinne gelten Geräte oder Maschinen, die in irgendeiner Weise in einem Arbeitssystem daran beteiligt sind, die Arbeitsaufgabe zu erfüllen. Der Mensch wirkt z.T. mittels dieser Betriebsmittel auf den Arbeitsgegenstand ein
- Der Arbeitsablauf ist das Geschehen bei der Erfüllung von Arbeitsaufgaben und wird auch als Prozess- oder Zeitverhalten des Systems bezeichnet.
Beispiel Bildschirmarbeitsplatz
Die Arbeitsaufgabe besteht im Erledigen diverser Eingabe- und Dialogarbeiten, zur Erledigung berufsspezifischer Bürotätigkeiten.
Bearbeitet werden Informationen in Form von Dokumenten und Dateien unter der Voraussetzung, dass Energie zum Betrieb der notwendigen Infrastruktur vorhanden ist.
Die ausgeführten Tätigkeiten können sein, das Bedienen des PCs, Telefonieren, Lesen etc., welche in einer sitzenden oder stehenden Arbeitsstellung stattfinden, eventuell im Wechsel mit Gehen.
Diese Tätigkeiten verlangen bestimmte Haltungen des Oberkörpers, des Kopfes, des Schultergürtels, der Arme und der Hände, sowie der Beine, mit welchen die notwendigen Bewegungen dieser Körperteile stattfinden. Benutze werden spezifische Arbeits- oder Betriebsmittel eines Bildschirmarbeitsplatzes wie einen Computer mit Bildschirm, ein Telefon, diverse Eingabegeräte, so die Tastatur, die Maus und vielleicht ein Scanner und Ausgabegeräte z.B. ein Drucker. Alles findet unter Benutzung eines Bürotisches und Bürostuhles statt.
Wechselwirkungen – Rückwirkungen
Bei der Ausführung dieser Tätigkeiten entstehen Wechselwirkungen. So muss eine Tätigkeit immer in einer spezifischen Zwangshaltung und Zwangsbewegung ausgeführt werden, die von der Art der Tätigkeiten abhängig sind.
Hier spielt die Gestaltung der Arbeitsmittel eine wichtige Rolle, diese sollten nach ergonomischen Gesichtspunkten konstruiert sein.
So entstehen unterschiedliche Belastungen, die auf den Menschen zurückwirken, ihn beanspruchen (Belastungs-Beanspruchungs Modell der Ergonomie).
Die Art und Intensität der Beanspruchung des Menschen hängt einerseits von seinen physischen und psychischen Eigenschaften ab. Die gleiche Belastung hat bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Beanspruchungen zur Folge!
Die wichtigsten Grössen sind das Alter, das Geschlecht, die berufsspezifischen intellektuellen und manuellen Fähigkeiten und natürlich auch der Trainingszustand, nicht nur, wenn es um eine körperliche Tätigkeit geht.
Ist jemand physisch sehr gut trainiert, hat er für alles was er tut, ein besseres Durchhaltevermögen.
Wegen dieser Unterschiede eignen sich nicht alle Menschen für die gleiche Arbeit. Deshalb muss die Eignung für gewisse Arbeitsaufgaben geprüft werden.
Die physischen Eigenschaften jedoch, können durch ein entsprechendes Training verändert werden, zum Beispiel mit dem ERGONIC Medical Training.
Haltung Arbeitsplatz am Bildschirm
Da der Bildschirm relativ klein ist und auch (zu)weit vorne platziert ist, muss sich die Person nach vorne neigen und beugen.
Der Kopf wird in Bezug zum Oberkörper noch weiter vorne gehalten und im Nacken überstreckt. Die Arme sind abgestützt.
Es kommt jetzt darauf an, wie lange in dieser Position gearbeitet wird = zeitliche Belastung, denn diese Position bedeutet für die Nacken- und Schultermuskulatur eine hohe Haltearbeit. Je länger so gearbeitet wird, desto mehr werden diese Muskeln beansprucht und können überbeansprucht werden, was zu Nacken-, Schulter- und Kopfschmerzen führen kann.
Durch eine Änderung der Arbeitsplatzgeometrie, können die Zwangshaltungen so verändert werden, dass die Beanspruchungen minimal werden.
Haltung Arbeitsplatz in der Industrie
Nachstehend das Beispiel in einem Hydranten Produktions- und Montagebetrieb.
Der Monteur hält in den Händen ein 80 Kg schweres Hydranten Rohr, welches gehoben, getragen…
…gewendet und wieder abgesetzt, und mit einem anderen Element zusammengeschraubt werden muss.
In diesem Falle sind die Belastungshöhe, das Gewicht, sowie die damit verbundenen Zwangsbewegungen des Bückens und Hebens die kritischen Beanspruchungsfaktoren.
Für eine solche Tätigkeit eignen sich Menschen, die körperlich gut trainiert = kräftig und beweglich sind.